
David Duchovny: Heilige Kuh (Heyne, München 2015, 224 Seiten, € 16,99)
David Duchovny – die meisten werden ihn mit dem Mystery-Serienerfolg Akte X aus den 1990er Jahren und der kürzlich abgedrehten Serie Californication in Verbindung bringen. Dass der Mann Vegetarier ist und sich für den Tierschutz engagiert, war auch mir neu. Vorgelegt hat Duchovny nun einen kurzweiligen Roadtrip in Buchform, in dem drei tierische Charaktere die Hauptrollen spielen.
Die Geschichte
Erzählt wird die Geschichte von Elsie Bovary, einer jungen Kuh, die auf einem kleinen Bauernhof in den USA aufwächst und plötzlich aus ihrer fantasierten Idylle aufwachen muss. Hatte sie sich nicht schon öfter gefragt, wo eigentlich ihre Mutter geblieben war? Die Erkenntnis ist niederschmetternd: Die Menschen, die sich immer so nett um sie kümmern, hatten ihre Mutter fortgeschafft, umbringen lassen und zu „Nahrungsmitteln“ machen lassen – ein Skandal. Elsie beginnt, Fragen zu stellen und trifft schließlich einen Entschluss: Sie muss weg, und zwar schnell – nach Indien, denn dort sollen Kühe heilig sein und sogar wie Götter verehrt werden!
Auf ihrer Reise wird sie begleitet von Schalom (ehemals Jerry, einem Schwein, das wie Elsie keine Lust hat, in der Pfanne zu landen und nach Israel will – denn Schweine sind dort zwar nicht angesehen und das Gegenteil von heilig, aber immerhin werden sie dort nicht verspeist) und Tom, einem Truthahn, der sein Glück in der Türkei (Turkey, haha) suchen will. Ob das so eine gute Idee ist? Jerry-Schalom wandelt sich zum Rabbi-Verschnitt mit Borsten, während Tom die Psychoanalyse als Steckenpferd entdeckt und die Reisegruppe mit seinen selbstgedichteten Analysen erbaut. Elsie hingegen versteht es vortrefflich, den Nahost-Konflikt und überhaupt alle menschlichen Konflikte um Religion, Hautfarbe und andere Nichtigkeiten wegzuwischen: Für sie „sahen all diese Leute eben aus wie Leute, sie waren alle Teil einer Herde in der Wüste, und für Kühe sehen sowieso alle Menschen gleich aus.“ Elsies Tipp für mehr Kuhlichkeit ist ganz einfach: „Manche sind schwarz, manche weiß, schwarz-weiß oder bunt – alle sind Kühe.“
Elsies schnoddrige Sprache, ihr eingestreuter Wortwitz (im englischen Original vermutlich amüsanter als in der Übersetzung, der man an einigen Stellen die Übertragungsschwierigkeiten anmerkt) und der turbulente Trip der drei macht das Buch zu einem Pageturner, der an zwei, drei Abenden verschlungen ist. Man kann dem Buch nur wünschen, dass es von vielen Duchovny-Fans gelesen wird, die sonst vielleicht überhaupt nix mit Tierschutz am Hut haben und durch „ihren Star“ womöglich zum ersten Mal vor Augen geführt bekommen, was tagtäglich in unseren Ställen und Mastanlagen vor sich geht – und wie es den Tieren geht, die schließlich gar nicht so anders sind als wir.
Das letzte Wort soll Elsie haben: „Ich würde nie einem Menschen den Gefallen tun, ihn mit einem Tier zu vergleichen, denn Tiere töten vielleicht, um zu überleben, aber keines von ihnen lebt, um zu töten. Das Recht, ‚Tier‘ genannt zu werden, müssen sich die Menschen erst wieder verdienen.“
Duchovny begegnete ich das erste Mal in der guten alten Mystery-Crime-Serie „Twin Peaks“ als transsexuelle Denise. Er war einfach großartig und diese Rolle zeigt seine Leichtigkeit im Umgang mit schweren oder unbequemen Themen. Ich werde mir „Heilige Kuh“ daher auf jeden Fall zulegen. Danke für den Tipp!
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Twin Peaks! Natürlich, vom guten alten David Lynch. Danke retour für die Erinnerung, die Serie wollte ich mir eh noch mal zulegen 🙂 Und Californication… 😉
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