Krisenlektüre 9: »Das Elend der Verschickungskinder« von Anja Röhl

»Meine Pädagogik ist hart. Das Schwache muss weggehämmert werden … Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich … Schmerzen muss sie ertragen. Es darf nichts Schwaches und Zärtliches an ihr sein … Beherrschung müssen sie lernen. Sie sollen mir in den schwierigsten Proben die Todesfurcht besiegen lernen …«

So kennzeichnete Adolf Hitler das Ziel nationalsozialistischer Erziehungsarbeit. Die damit aufwuchsen bzw. ihre ersten beruflichen Erfahrungen sammelten, stellten den Großteil derjenigen, die nach 1945 wiederum in Kinderheimen, in Kinder- und Jugendpsychiatrien und in Kindererholungsheimen in ganz (West)Deutschland als Ärzt*innen, Pflegekräfte und Erzieher*innen tätig waren. Weiterlesen „Krisenlektüre 9: »Das Elend der Verschickungskinder« von Anja Röhl“

Krisenlektüre 8: »Die Sprachreiniger« von Karl-Heinz Göttert

Karl-Heinz Göttert: Die Sprachreiniger Buchcover
Bild: Propyläen

Karl-Heinz Göttert: Die Sprachreiniger. Der Kampf gegen Fremdwörter und der deutsche Nationalismus (Propyläen, Berlin 2019, 368 Seiten, € 24,-)

„Früher war mehr Christkindleins Haar!“ Kennen Sie nicht, den urdeutschen Spruch? Dann sind Sie wohl der Verwelschung anheimgefallen und kennen sich in ihrer eigenen Muttersprache recht schlecht aus.

Der Sprachwissenschaftler Karl-Heinz Göttert zeichnet in seinem populärwissenschaftlichen Buch Die Sprachreiniger die Verbindung von völkischer Sprachkritik und Nationalismus vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nach.

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Krisenlektüre 6: »Tarzan und die Herrenrasse« von Norbert Bernhard

Bild: Lenos-Verlag

Norbert Bernhard: Tarzan und die Herrenrasse. Rassismus in der Literatur (Lenos-Verlag, Basel 1986, antiquarisch)

Obgleich sprachlich kein besonderer Wurf, punktet Norbert Bernhards Tarzan und die Herrenrasse vor allem durch die Vielzahl von Zitaten aus den Werken weißer Herren wie Karl May, Rudyard Kipling, Jules Verne, Edgar Wallace, Daniel Defoe und Edgar Rice Burroughs, aber auch Mark Twain und Charles Darwin, die deren kolonialrassistische Weltanschauung belegen. Weiterlesen „Krisenlektüre 6: »Tarzan und die Herrenrasse« von Norbert Bernhard“

Lest mehr Bücher!

Bild: Blessing
Bild: Blessing

Nicholas Carr: Wer bin ich, wenn ich online bin – und was macht mein Gehirn solange? Wie das Internet unser Denken verändert (Blessing, München 2010, 384 Seiten, € 19,95)

„Wer überall ist, ist nirgendwo.“ (Seneca, römischer Philosoph, 1. Jh. n. Chr.)

Wann hast du zuletzt einen längeren Text handschriftlich verfasst? Kannst du das überhaupt noch, Gedanken ohne die Copy & Paste-Funktion sinnvoll verknüpfen und niederschreiben? Wann hast du dich das letzte Mal so sehr in ein Buch vertieft, dass die Welt um dich herum verschwand? Wie viel Zeit verbringen du und dein Gehirn online – am Computer, unterwegs mit dem iPhone, auf dem Sofa mit dem Tablet, während der Fernseher läuft und dein Partner versucht, dir von seinem Tag zu erzählen?  Weiterlesen „Lest mehr Bücher!“

„Der größte Antrieb von allen ist die Liebe“

Bild: Universum Film
Bild: Universum Film

Animals in Love (Regie: Laurent Charbonnier, Universum Film, 2008, 82 Minuten)

Verliebte Tiere – gibt es sowas überhaupt? Und ob! Vor allem farbenprächtige Vögel kommen hier zum Zuge, wie sie balzen, mit der Liebsten oder dem Liebsten schnäbeln, tanzen und offenbar pure Lebenslust empfinden. Aber auch einige unserer näheren Verwandten aus der Klasse der Säugetiere sind beim Spiel mit der Liebe zu bestaunen. Ganz unverkrampft und selbstverständlich wird im sparsam eingstreuten Kommentar von Liebe und Verführungskunst, von Streit und Versöhnung, von Unglücklichen und Verliebten gesprochen. Weiterlesen „„Der größte Antrieb von allen ist die Liebe““

Auch Nutztiere sind Individuen

Bild: Heyne
Bild: Heyne

Jeffrey M. Masson: Wovon Schafe träumen. Das Seelenleben der Tiere (Heyne, München 2006, 352 Seiten, antiquarisch)

Können Tiere Freude, Mitleid, Trauer oder Eifersucht empfinden? Wer eine Katze oder einen Hund als Hausgenossen hat, wird dies kaum bestreiten wollen. Wenn es aber um die sogenannten Nutztiere geht, blenden viele Menschen das Offensichtliche aus. Nach der Lektüre dieses Buches dürfte daran jedoch kaum noch ein Zweifel bestehen. Masson nimmt sich den entrechteten Nutztieren an Weiterlesen „Auch Nutztiere sind Individuen“

Tiere sollten in unserer Ethik herumlaufen

Bild: C. H. Beck
Bild: C. H. Beck

Hilal Sezgin: Artgerecht ist nur die Freiheit. Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen (C. H. Beck, München 2014, 301 Seiten, 2. Auflage, € 16,95)

Eigentlich müsste man jeden Satz aus diesem Buch zitieren. Hilal Sezgin legt mit Artgerecht ist nur die Freiheit ein moralphilosophisches Handbuch vor, das intelligent, verständig und so deutlich wie nachvollziebar zeigt, dass und warum nichtmenschliche Tiere einen Platz in unserer Vorstellung von Ethik haben sollten, ja: brauchen. Weiterlesen „Tiere sollten in unserer Ethik herumlaufen“