Jetzt zum Nachhören: Mein Vortrag über Naturzerstörung und Naturidyll unter nationalen Vorzeichen. Dank noch mal an den AStA der Universität Hamburg für Einladung und Organisation.
Darum geht’s:
Der deutsche Wald: Schauplatz zahlreicher Märchen und germanischer Sagen, düster-drohend und durchstreift von wilden Tieren, zugleich Sehnsuchtsort und wirtschaftlicher Nutzraum, von den Romantikern im 19. Jahrhundert verklärt, von den Nationalsozialisten als Heimstätte des deutschen „Waldvolks“ ideologisch aufgeladen, nach dem Zweiten Weltkrieg durch englische und französische „Reparationshiebe“ abgeholzt, auferstanden im deutsch-österreichischen Heimatfilm der 1950er Jahre und von der Umweltschutzbewegung seit den Siebzigern bis aufs Blut verteidigt.
Die Geschichte des deutschen Waldes ist auch eine Geschichte nationaler Identität. Das Verhältnis der Deutschen zur Natur und zu „ihrem Wald“ erscheint dabei widersprüchlich und komplex. Der englische Historiker David Blackbourn schreibt, „die Beherrschung der Natur verrät viel über das Wesen der menschlichen Herrschaft“.
Der Vortrag zeichnet anhand dieser Geschichte Kontinuitäten der nationalen und bisweilen nationalistischen Projektionsfläche „Natur“ nach und untersucht das Auseinanderklaffen von imaginiertem Idyll und industrialisierter Wirklichkeit. Den Schwerpunkt bilden dabei die Zeit des Nationalsozialismus und ihre Nachwirkungen bis heute.