
Elke und Dieter Loewe: Die schönsten Geschichten von Piggeldy und Frederick (Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2008, 64 Seiten, € 9,99, ab 4 Jahren)
Das einzige Manko dieses irrsinnig komischen Buchs über die beiden Schweinebrüder Piggeldy und Frederick und ihre philosophischen Streifzüge, bekannt aus den Gute-Nacht-Geschichten in der Sendung mit dem Sandmännchen, ist, dass die Geschichte Die Katze nicht enthalten ist – denn, so Frederick: „Eine Katze hat fast alles, was ein Schwein auch hat…“ – ganz meine Meinung: Nicht ganz so flauschige Ohren, aber dafür können Schweine auch nicht schnurren. Irgendwas ist ja immer. Nun gut, man kann nicht alles haben und das Leben ist – zum Glück! – kein Ponyhof. Mehr als hundert Folgen wurden von 1973 bis 1985 mit Gottfried Kramer als Sprecher sowohl des Erzählers als auch der beiden Schweine produziert. Immerhin zwanzig der Geschichten liegen in dem Sammelband Die schönsten Geschichten von Piggeldy und Frederick vor. Vorleser*innen haben selbstverständlich hohe Ansprüche zu erfüllen, wenn den kleinen Zuhörern und Zuhörerinnen das Original wohlbekannt ist.
Die abstrusen Gedankengänge, in denen sich Piggeldy und sein großer Bruder so manches Mal verheddern, sind teilweise urkomisch und Piggeldys Wortschöpfungen und Satzgebilde („Die Quelle quillt zu einem Quellbach“) dürften nicht nur Linguisten zum Schmunzeln bringen. Ein paar der Geschichten sind dann fast schon nachdenklich, etwa die über Das Vergessen, wo die beiden Schweinebrüder durch das Marschland wandern und Kühe und Bienen beobachten, was Piggeldy zu der Annahme verleitet, hier müsse wohl das Land sein, wo Milch und Honig fließen. Nachdem Frederick ihm aber erklärt hat, was mit der Milch gemacht wird und wie der Honig geschleudert wird, will Piggeldy nichts mehr davon hören und findet das alles ganz furchtbar. Das lässt sich nun auf zwei Arten interpretieren. Einerseits ist es die typische Reaktion auf die Dekonstruktion der vermeintlichen Idylle (zusätzlich gelangen sie auch noch „in die Gegend der gefällten Apfelbäume“). Man kann es aber auch wortwörtlich lesen, denn es ist ja in der Tat furchtbar, was da gemacht wird – den Kühen die Milch zu stehlen und den Bienen ihren Honig!
Die meisten Geschichten sind allerdings einfach nur witzig und machen sowohl animiert als auch vorgelesen großen Spaß. Eine meiner Lieblingsgeschichten (wenngleich ich sie eigentlich alle ziemlich großartig finde…) ist die über Das Loch. Ein Loch nämlich, erklärt Frederick, „ist etwas, in das man hineinfallen kann“ – außer, es handelt sich um ein Strumpfloch. Und so geht das immer weiter, bis zu Piggeldys Erkenntnis, dass „derjenige, der das Loch erfunden hat, (…) eben nicht genug darüber nachgedacht“ hat – einfach köstlich! Mich erinnert die Episode an Kurt Tucholskys Gedanken zu Löchern – die immer da sind, wo etwas nicht ist. Ob er an den beiden komischen Schweinen wohl Gefallen gefunden hätte?