
Sven Nordqvist: Morgen, Findus, wird’s was geben (Oetinger, Hamburg 1995, 130 Seiten, € 14,95, ab 6 Jahren)
Sven Nordqvist: Morgen, Findus, wird’s was geben (Oetinger Audio, Hamburg 2005, 2 CDs, € 13,95, ab 4 Jahren, gesprochen von Hans Paetsch)
Ich weiß ja nicht, was ihr so in eurer Küche macht. Aber ich höre dort beim Kochen und Backen regelmäßig Hörspiele und Hörbücher, bevorzugt welche für Kinder. Ganzjährig läuft immer mal wieder: Morgen, Findus, wird’s was geben, gesprochen von dem wunderbaren und inzwischen leider verstorbenen Hans Paetsch.
Sven Nordqvist braucht wohl kaum näher vorgestellt zu werden. Seine Geschichten um den alten Pettersson und seinen Kater Findus erfreuen seit Mitte der Achtziger Jahre Kinder und Erwachsene auf der ganzen Welt.
Die Geschichte
Um in die richtige Weihnachtsstimmung zu kommen, sei euch heute aber noch einmal wärmstens Morgen, Findus, wird’s was geben ans Herz gelegt. Es ist, anders als die typischen 32-Seiter, ein richtig dickes Buch und kann komplett kaum an einem Abend vorgelesen werden. Aber das macht ja nichts, wer will, liest einfach jeden Abend eines der 17 Kapitel. Oder lauscht der fantastischen Stimme von Hans Paetsch, der die Geschichte auf unnachahmliche Weise mit Leben füllt. Ich gebe auch gerne zu, dass ich mir beim Selberlesen immer seine Stimme vorstelle, wie er Pettersson grummeln lässt, wie Findus dem seltsamen kleinen Briefträger im Wald begegnet und ein Würstchenwettessen mit ihm veranstaltet, bis beide nur noch unverständliches Zeug brabbeln.

Und da sind wir auch schon mitten in der Geschichte. Seltsam trifft es ganz gut – denn seltsam ist das schon alles, was Findus und Pettersson da in der Zeit vor Weihnachten erleben. Der Kater wünscht sich so sehr, dass doch der Weihnachtsmann dieses Jahr kommen möge und Pettersson verspricht ihm, dass er kommen wird. Wie der Alte es anstellen will, dass Findus zu Weihnachten Besuch von einem Weihnachtsmann bekommen soll, hat Sven Nordqvist in wohlbekannter Manier aufgeschrieben und aufgezeichnet. Dass die Geschichte textlastiger als gewohnt ist, tut ihr dabei überhaupt keinen Abbruch, denn Nordqvists sprachlicher Humor ist ebenso unterhaltsam wie seine herrlichen Bilder, auf denen es immer so viel zu entdecken gibt. Etwa bei der absurden Episode im Kistenhaus müssen Voleser*innen selbst aufpassen, dass sie sich nicht vor Lachen verschlucken. Am Ende kommt dann aber doch alles ganz anders als Pettersson es geplant hatte – wie das ja häufig so geht, wenn die Großen sich etwas ausdenken…
Was ich an den Geschichten um Findus und Pettersson so schätze, ist, dass hier das Wenige, das man hat, geschätzt wird und die beiden sich vor allem an der Gesellschaft des anderen zu erfreuen vermögen. Es braucht keinen Berg teurer Geschenke, es geht vielmehr darum, sich zu überlegen, worüber der andere sich wohl besonders freuen würde.
Ich brauche auch so einen Hut, und natürlich einen Kater, der auf dem Dachboden Verstecken spielt und der abends vor Müdigkeit von den ganzen Abenteuern auf meinem Schoß einschläft, während im Kamin das Feuer prasselt. Wobei – bis auf den Hut ist das ja alles schon vorhanden, was für ein Glück! Denn irgendwie geht es bei Pettersson und Findus ja auch immer ums Mensch-Tier-Verhältnis. Gut, der Alte hält Hühner wegen der Eier, das finden wir jetzt nicht so toll, und Findus‘ Ideen, Fleischklößchen zu pflanzen oder angeln zu gehen, sind, nun ja, nicht gerade vegantauglich. Aber die Kommunikationsebene der beiden ist doch ganz fantastisch. Ich möchte jedenfalls später lieber als irgendwas anderes eine etwas tüdelige Alte mit einem so cleveren und tüchtigen Kater wie Findus sein*, mit dem man sich so ausgesprochen prima unterhalten kann.
* Ist euch übrigens aufgefallen, dass in Skandinavien die Tüchtigkeit offenbar sehr beliebt ist? In fast jedem Buch aus dieser Gegend findet man gar tüchtige Figuren… Ob dieses Phänomen wohl schon mal von jemandem untersucht worden ist? Für sachdienliche Hinweise gibt es einen Keks.