Wieso soll Sterben gut sein für ein Tier?

Bild: Edition Provieh
Bild: Edition Provieh

Christa Ludwig: MassenHaft (Edition Provieh, Kiel 2013, 167 Seiten, € 8,90, zur Leseprobe)

1997 erschien der Jugendroman Die Federtoten der Kinder- und Jugendbuchautorin Christa Ludwig. Inzwischen liegt er in überarbeiteter, aktualisierter Form und mit neuem Titel wieder vor. Darin werden zwei Geschichten erzählt, die doch eng miteinander verknüpft sind. Die eine ist die Lebens- oder vielmehr Leidensgeschichte eines Brathähnchens unter Tausenden, namenlos, nie anders bezeichnet als mit dem sächlichen Pronomen „es“. Die andere handelt von drei Jugendlichen, die hinter die Kulissen der Massentierhaltung blicken und kaum glauben können, was sie sehen. Und dann gibt es noch ein kleines Mädchen, Sarah, sechs Jahre alt und viel zu neugierig…

Die Jugendlichen Micha, Julia und Florian recherchieren Fakten über Hormon- und Antibiotikabehandlung von Tieren in Mastställen, erfahren von Schlachtzahlen und sehen mit eigenen Augen lebendig weggeworfene Puten in der Mülltonne eines großen Mästers. Nach und nach erkennen sie mehr und mehr Zusammenhänge und überlegen sich einen Schlachtplan.

Immer wieder eingestreut finden sich Zahlen und Fakten über die Tierhaltung – welche Krankheiten in den Megaställen zuhauf auftreten und warum dagegen kaum noch Antibiotika helfen, aber dennoch weiter massenhaft verabreicht werden, was Fleischverzehr mit der Abholzung des Regenwalds zu tun hat und warum es trotz des sogenannten Schnabelkürzens häufig zu Kannibalismus in Hühner- und Putenställen kommt.

Das Buch eignet sich gut als Schullektüre (Klassensätze des Buches gibt es vergünstigt zu bestellen), außerdem bereist die Autorin selbst Schulen um mit den Schülerinnen und Schülern über die im Buch angesprochenen Themen und unser Verhältnis zu Tieren zu diskutieren. Bis jetzt ist es auch das einzige Jugendbuch, das sich dem Thema Massentierhaltung angenommen hat. Es wäre schön, wenn weitere folgen würden, da auch Kinder und Jugendliche – selbstverständlich altersgerecht, aber ungeschönt – darüber aufgeklärt werden sollten. Dieses Buch leistet einen wichtigen Beitrag und hilft, Empathie auch für die vernachlässigten Hühner und Puten zu entwickeln.

Der Verein Provieh engagiert sich für mehr Tierschutz und eine artgerechte Haltung von Nutztieren. Noch besser wäre allerdings ein Statement für eine Landwirtschaft ohne Tiere, wie sie ja bereits in mehreren Betrieben erfolgreich umgesetzt wird.

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